David de Pury – Stadtbegründer oder Sklaventreiber?
Argumentation
David de Pury wurde 1709 in Neuchâtel geboren – nach seinem Tod, mit dem er sein gesamtes Vermögen an diese Stadt vererbt hatte, wurde er dort zum Helden ernannt. Aufgrund der geschätzt zwei Millionen Livre Tournois, die er der Stadt vermachte, konnten Kultur und Weiterentwicklung der Stadt gefördert werden.
Der Frage, wie de Pury zu seinem Vermögen kam, wurde damals keine grosse Beachtung geschenkt. Heutzutage allerdings ist gut erforscht und bekannt, dass sein Geld weitestgehend aus der Ausbeutung und dem Handel von Slaven nach Amerika kam – viele sind deshalb für einen Abriss des Denkmals. Jedoch sollte man nicht vergessen, dass zur damaligen Zeit noch keine heutigen Standards wie Menschenrechte oder Ähnliches existierten – was de Pury Handlungen keinesfalls rechtfertigen sollte, aber es gab nachweislich mehr als 10 000 Europäer, die in den Sklavenhandel auf den gesamt-amerikanischen Kontinent involviert waren, und keinesfalls jeder wurde dafür verurteilt.
Deshalb kann das Denkmal meiner Meinung nach nicht so weiter erhalten bleiben. Selbst wenn sich die gesellschaftlichen Ansichten zur damaligen Zeit sehr von unseren heutigen unterschieden haben, so bleiben doch erschreckende, harte Fakten bestehen, die auch im 18. Jahrhundert schon zu verstehen und beurteilen waren.
So wurden nach heutigen Schätzungen vom 17. bis zum 18. Jahrhundert etwa 13 Million Sklaven nach Amerika verschifft. Dort mussten sie unter schrecklichsten und unmenschlichen Lebensbedingungen hausen und ums Überleben kämpfen – schon etwa 15 % starben bei der Überfahrt, 70 % starben in Folge der Arbeits- und Lebensbedingungen oder an Folter oder Mord durch ihre Besitzer. Nur die wenigsten überlebten.
Aus diesem Grund muss David de Purys Verhalten wegen aktuellen und entwickelten Erkenntnissen als kritisch angesehen werden, ja, man kann sogar die Stimmen verstehen, die sagen, das Denkmal solle abgerissen werden. Aus diesem Grund wurde eben jene Statue auch im Sommer 2020 mit blutroter Farbe attackiert.
Meiner Meinung nach sollte das Denkmal bestehen bleiben, denn Pury hat die Stadtgeschichte nachhaltig geprägt, allerdings nicht in seiner ursprünglichen Form. Den Sklavenhandel völlig ausser Acht zu lassen wäre falsch und zudem eine Art Verleumdung des geschichtlichen Hintergrundes.
Deshalb war meine Idee, eine Sklavenfigur hinter die eigentliche Statue zu stellen. Es gab auch den Ansatz, den Sklaven anstelle des Banksymbols zu stellen, dann fehlte allerdings der Geldaspekt des Denkmals.
Der Sklave schaut traurig und besorgt auf das Banksymbol, da er und seine Gefährten extrem für den Wohlstand der Bank leiden mussten.
Auch die Stadturkunde in der anderen Hand ist essenziell für das Denkmal, denn sie symbolisiert das Gut, das durch de Purys Geld in der Stadt gestiftet werden konnte. So wurden beispielsweise der Bau des Rathauses der Stadt, einer der ersten Mädchenschulen der Schweiz und der ersten öffentlichen schweizerischen Bibliothek ermöglicht.
Zudem gibt es zusätzlich eine kleine Tafel unter dem Denkmal, auf der der Satz:
«Für den Geldgeber von Neuchâtel, Bildung und Kultur durch Ausbeutung» (s. Bild) in roter Schrift, die für das Blutvergießen der Sklaven steht, auf einem goldenen Schild, dass das aus der Sklaverei verdiente Geld symbolisiert, die zusätzlich noch durch eine größere Informationstafel über de Pury ergänzt werden sollte. (Diese ist allerdings nicht im Bild dargestellt.)
Note de la rédaction
L'article résume bien l'idée qu'une société doit faire face aux côtés sombres de son histoire et se souvenir des souffrances qu'elle a infligées. Pourtant, les modifications proposées pour le monument pourraient être dégradantes dans leur représentation artistique, même si cela est bien évidemment le contraire de ce que l’auteur·e avait en tête.
La psychologie nous apprend qu'il est crucial pour les personnes traumatisées d'être perçues par elles-mêmes et par les autres non seulement comme des victimes, mais comme des personnes dont la biographie individuelle est façonnée par cette souffrance, tout en étant bien plus que cela.
Pour cette raison, nous n'avons pas publié la représentation artistique dans la galerie d'images, mais la mettons en disposition via ce lien.